Die schwedische Unzufriedenheit

Dieser Bericht fasst die Ergebnisse aus über 300 Gesprächen zusammen und beschreibt das Schweden der Unzufriedenen mit ihren eigenen Worten. Für ihre Unzufriedenheit haben die Menschen konkrete Gründe: schlechte Infrastruktur, lückenhafte Daseinsvorsorge, mangelnde Gesundheitsfürsorge, schlechte Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt, geringe Sozialleistungen sowie ein geringes Gefühl von subjektiver Sicherheit.

Geschrieben von den Autorinnen Lisa Pelling und Johanna Lindell.

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In Schweden nimmt die Unzufriedenheit zu. Laut den allgemeinen jährlichen Umfragen über die Werte und Einstellungen der schwedischen Bevölkerung, die vom SOM-Institut der Universität von Göteborg (Anderson et al. 2020) durchgeführt werden, hat der Anteil der Menschen, die glauben, das Land entwickle sich in die falsche Richtung, in den letzten zehn Jahren einen neuen Rekord erreicht. Allerdings steigt die Unzufriedenheit nicht bei allen Bürger_innen, und auch nicht überall im Land. Einige Bevölkerungsgruppen sind unzufriedener als andere, während gleichzeitig auch eine Art Geografie der Unzufriedenheit erkennbar wird.

Schwed_innen mit niedrigem Einkommen und Ausbildungsniveau sind eher unzufrieden. Und Menschen, die in einkommensschwachen Gegenden leben – gering bevölkerte ländliche Gebiete oder sozial benachteiligte Teile großer Städte –, sind häufiger unzufrieden mit ihrer Lage und finden, dass das Land sich in die falsche Richtung bewege (Andersson et al. 2020).

Diese Unzufriedenheit hatte bereits erhebliche politische Folgen. Nicht zuletzt die rechtspopulistischen Schwedendemokraten konnten stark von ihr profitieren. Diese Partei ist zu einem Sammelbecken der Unzufriedenen geworden, wodurch sich die politische Landschaft des Landes verändert hat: 2006 konnten die Schwedendemokraten mit 5,7 Prozent der Wählerstimmen erstmals in den schwedischen Riksdag (das Parlament) einziehen, womit Schweden eine Sonderstellung verlor: Bis dahin war in Schweden – als eines von nur wenigen Ländern in Westeuropa – keine rechtspopulistische Partei im Parlament vertreten (Rydgren/Meiden 2019). Bei den letzten Wahlen von 2018 erreichten die Schwedendemokraten 17,5 Prozent.

Im Herbst 2019 entschieden die Verfasserinnen von Arena Idé, die schwedische Unzufriedenheit näher zu untersuchen. Sie wollten den unzufriedenen Menschen eine Stimme geben. Die Befragten sollten Auskunft über ihr tägliches Leben, ihre Nachbarschaft und ihr Land geben. Die Ergebnisse der Befragungen wurden in einem Buch mit dem Titel "Det svenska missnöjet" (Schwedische Unzufriedenheit) veröffentlicht worden. Dieses Buch hat erhebliche Aufmerksamkeit erregt und mehrere Auflagen erreicht. Seine wichtigsten Ergebnisse werden hier für eine deutschsprachige Leserschaft zusammengefasst.

Kontakt:
Josefin Fürst
josefin.furst(at)fes.de

Die schwedische Unzufriedenheit

Lindell, Johanna; Pelling, Lisa

Die schwedische Unzufriedenheit

Stockholm, 2022

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